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Symposium III: Computing – Empowerment in Action

16.05.2025

Symposium III: Computing – Empowerment in Action

Am zweiten Tag des Symposiums Computer Science in Education drehte sich alles um Computing und Empowerment. Der Tag begann mit einer Führung durch das eduLAB der TU Wien Informatics, wo Rene Röpke, Lukas Lehner und Martina Landman innovative Lernumgebungen und Konzepte zur Förderung informatischer Kompetenzen vorstellten.

Zurück in der OCG-Zentrale in der Wollzeile eröffnete OCG Generalsekretär Ronald Bieber offiziell das Programm. Es folgte eine inspirierende Reihe an Keynotes:

Ronald Bieber stellt Leonie Bultynck vor, im vollen Zemenk Saal

EU braucht 20 Millionen IT-Fachkräfte

Leonie Bultynck präsentiert

Leonie Bultynck (Europäische Kommission):
Bultynck von der European Commission expert group on high-quality informatics education zeichnete ein klares Bild der Herausforderungen im Bereich der digitalen Bildung in Europa. Obwohl 90 % aller Jobs heute digitale Grundkompetenzen erfordern, verfügen nur 56 % der EU-Bürger*innen über diese. Es fehlen nicht nur 20 Millionen IT-Fachkräfte, sondern insbesondere qualifizierte Informatiklehrkräfte. Die EU-Kommission arbeitet mit einer Expert*innengruppe an einer einheitlichen Sprache für Informatikbildung, um Lehrkräfte zu unterstützen. Ein Leitfaden für hochwertige Informatikbildung soll bis Jahresende in allen EU-Sprachen erscheinen. Länder wie Dänemark oder Finnland seien hier bereits etwas weiter, aber insgesamt sieht sie Europa noch im Rückstand. Projekte wie Girls Go Circular zeigen, wie Empowerment konkret aussehen kann.

Wissen ist Macht

Tobias Kohn präsentiert

Tobias Kohn (KIT):
In seinem Vortrag hinterfragte Kohn kritisch die Begriffe rund um Künstliche Intelligenz. Vieles sei Marketing, Glaube und Mythos, doch echte Befähigung entstehe durch Verstehen, Reflektieren und aktives Handeln. KI solle nicht als Blackbox akzeptiert werden – vielmehr brauche es Bildung, die junge Menschen in die Lage versetzt, Technik zu hinterfragen und selbstbestimmt zu nutzen. Besonders betonte er die gesellschaftliche Verantwortung von Informatiker*innen: Technik dürfe nicht nur dem Profit folgen, sondern müsse echte Probleme lösen. 

Informatik so wichtig wie Lesen und Schreiben

Dennis Komm präsentiert

Dennis Komm (ETH Zürich):
Er präsentierte ein spiralförmiges Curriculum für Programmieren über alle Schulstufen hinweg. In der Schweiz ist Informatik ab dem Kindergarten verpflichtend. Komm argumentierte, dass die Schule nicht dazu da sei, Big-Tech-Interessen zu bedienen, sondern Kinder zur Selbstständigkeit, zum Denken und Problemlösen zu befähigen. Auch wenn Maschinen programmieren können, bleibe es wichtig, selbst zu verstehen, wie die digitale Welt funktioniert – ähnlich wie Lesen und Schreiben trotz Textverarbeitung unerlässlich sind.

Paneldiskussion: Hindernisse bei der Vermittlung von Informatikbildung

Unter der Moderation von Corinna Hörmann (JKU Linz) diskutierten Vertreter*innen aus Wissenschaft und Bildung über Hindernisse in der Informatikbildung:

Corinna Mößlacher, Leonie Bultynck, Corinna Hörmann, Rene Schwarzinger, Bernhard Standl
  • Corinna Mößlacher (PH Kärnten) betonte die negativen Assoziationen vieler Schülerinnen mit Informatik und den Bedarf, ihnen zu zeigen, was Informatik eigentlich ausmacht.
  • Rene Schwarzinger (ARGE Informatik) hob hervor, dass die besten Stunden jene sind, in denen Schüler*innen selbst aktiv programmieren können.
  • Bernhard Standl (PH Karlsruhe) sieht im „Spirit of Computer Science“ den Kern digitaler Bildung – also darin, Probleme strukturiert zu lösen.
  • Leonie Bultynck warnte vor Begriffswirrwarr: Informatik, Computer Science, digitale Kompetenzen, Medienbildung – es brauche klare Definitionen und einheitliche Begriffe.

Die Diskussion machte deutlich: Mythen wie „Computer Science ist nur für Jungs“ oder „digitale Tools bedienen = Computer Science“ müssen aufgelöst werden. Gleichzeitig kann und soll nicht jede Lehrperson zur Informatikexpertin werden – hier sind gezielte, realistische Fortbildungskonzepte gefragt.

Abschluss: Young Researchers – Empowerment in Practice

Den Abschluss bildeten Kurzpräsentationen junger Forscher*innen, moderiert von Martin Kandlhofer (OCG). In einem 10-minütigen Pitch-Block präsentierten Studierende ihre Projekte, gefolgt von einer Postersession mit Flying Buffet, bei der sich lebendige Gespräche zwischen Forschenden, Lehrenden und Gästen entwickelten – ein starker Beweis für das Potenzial des Nachwuchses und für die Kraft der Gemeinschaft. 

Studentin erklärt älteren Herren ihr Poster
Steven Ludwig erklärt sein Poster zwei Zuhörer*innen
Studierende betrachten Poster

Diese zweite Konferenzhälfte zeigte eindrucksvoll: Informatikbildung ist keine technische Nebensache, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die nur im Zusammenspiel von Politik, Bildungssystem und Zivilgesellschaft gelingen kann. Mehr zum Symposium finden Sie im nächsten OCG Journal. Alle Fotos finden Sie demnächst auf unserem Flickr Account.

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